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Klassik Heute (Germany) "10/10/10"

August 20, 2017

Heinz Braun

Totgesagte leben länger: Nachdem seit den Achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts der unaufhaltsame Siegeszug der Compact Disc die herkömmliche Langspielplatte immer mehr vom Markt verdrängte, sagte man der LP den raschen Untergang voraus. Doch allen Unkenrufen zum Trotz ist sie nie wirklich ganz verschwunden und insbesondere den wahren HiFi-Enthusiasten galt sie nach wie vor als das klangliche Nonplusultra. Heute ist Vinyl wieder stark im Kommen. Selbst die größeren Plat-tenlabels veröffentlichen inzwischen wieder schwarze Scheiben und so überrascht es nicht, dass sich OUR Recordings, eines der innovativsten skandinavischen Klassik-Labels mit einem ausgeprägten Fai-ble für exquisiten Klang, dazu entschlossen hat, die vorliegende Produktion exklusiv auf Vinyl herauszubringen. Mit dem bewährten Tonmeister des Labels, dem Grammy-nominierten Preben Iwan, hat man zudem einen der weltweit besten Klangmagier im Boot.
Und in vielerlei Hinsicht überrascht diese Aufnahme: Nicht allein durch ihren exzeptionellen Klang und die hohe Fertigungsqualität, sondern vor allem natürlich durch ihre musikalischen Qualitäten. Allen voran Michala Petri als herausragende Solistin, aber auch die jungen Musiker der Königlichen Däni-schen Musikakademie unter Leitung von Jean Thorel.
Mit dieser „amerikanischen“ Platte endet vorerst Petris Serie von Konzerten für Blockflöte und Orche-ster aus verschiedenen Ländern und mit Sean Hickey (Jg. 1970) hat man dafür einen der bekanntesten und erfolgreichsten amerikanischen Komponisten seiner Generation gewinnen können. Hickeys dreisät-ziges Konzert A Pacifying Weapon (zu Deutsch etwa: eine beruhigende Waffe oder – sinngemäß über-setzt: ein Werkzeug des Friedens) entstand 2015 für Blockflöte, Bläser, Schlagzeug und Harfe, eine originelle Besetzung, wenn auch nicht zum ersten Mal verwendet: Bereits der schwedische Komponist Ingvar Karkoff und der Österreicher Viktor Fortin haben konzertante Werke für die Blockflöte und symphonisches Blasorchester komponiert. Was Hickeys Werk dennoch so unverwechselbar macht, ist seine deutlich amerikanische Klangsprache – im besten Sinne eklektisch und Einflüsse aus ganz ver-schiedenen Welten und Stilen vereinend gelingt Hickey ein überzeugendes und oft überaus klangsinnli-ches Stück, in dem sich die Blockflötenpalette (von Sopranino bis Bass) in vielen schönen Dialogen und kammermusikalischen Sequenzen mit den diversen Blas- und Perkussionsinstrumenten des Orchesters vereint. Für Hickey ist die Blockflöte, dieses im Grunde jahrtausende alte Instrument, ein Werkzeug des Friedens in einer immer unfriedlicher werdenden Welt. Völlig zu Recht wurde die attraktive, schil-lernde Partitur und die außerordentliche Einspielung kürzlich mit der Goldmedaille der Global Music Awards 2017 ausgezeichnet.
Auf der B-Seite ist noch einmal eine Übernahme aus einer früheren OUR Recordings Produktion zu hören, das Concertino für Blockflöte und Streichorchester des bekannten dänischen Jazzpianisten und Komponisten Thomas Clausen, ein wunderschönes, neoklassizistisch angehauchtes, spielerisches Werk, das mit seinem rührend „singenden“ Largo (mit unüberhörbaren Anklängen an Bachs Air) und einem virtuos-sprudelnden Finalsatz begeistert. Heinz Braun [21.08.2017
http://www.klassik-heute.com/4daction/www_medien_einzeln?id=22264

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