Klassik Heute (Germany)"10/10/10"!
March 12, 2019
Heinz Braun, Klassik Heute, Germany
Seit nunmehr 12 Jahren veröffentlicht das kleine dänische Label OUR Recordings eine bislang beispiellose Anthologie zeitgenössischer Blockflötenkonzerte, die im Auftrag der vielfach preisgekrönten Blockflötenvirtuosin Michala Petri entstanden sind. Fürwahr eine Herkulesaufgabe und wahre Heldentat für das vielfach immer noch unterschätzte Instrument, das nicht zuletzt dank Michala Petri inzwischen auch die großen Konzertsäle der Welt erobern konnte. Mit einer Einspielung von amerikanischen Blockflötenkonzerten geht die Serie vorerst zu Ende, und wieder ist dem Team um Lars Hannibal und Michala Petri ein wahres Juwel gelungen: Vier Konzerte wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten und doch alles Meisterwerke sui generis. Zwei der vier Kompositionen sind tatsächlich Wiederveröffentlichungen: Steven Stuckys 2000 entstandene Etudes, ein sich mit vertrackten Rhythmen, rasanten Skalenbewegungen, Glissandi und sich über Orgelpunkten und Ostinati entwickelnde athmosphärischen Klangflächen entfaltendes Werk ganz eigener Art. Ein schöner, lohnender Rückgriff auf Movements, die erste CD der Serie aus dem Jahr 2007. Sean Hickeys 2015 entstandenes dreisätziges Konzert A Pacifying Weapon (sinngemäß übersetzt: ein Werkzeug des Friedens) für Blockflöte, Bläser, Schlagzeug und Harfe war bislang nur auf Vinyl greifbar. Das Stück erhielt übrigens die Goldmedaille der Global Music Awards 2017. Für ein zeitgenössisches Blockflötenkonzert ganz sicher eine Premiere und eine „große Bühne“ für das Instrument!
Die beiden anderen Konzerte der CD entstanden eigens für diese Zusammenstellung. Zwar handelt es sich bei Roberto Sierras Prelude, Habanera and Perpetual Motion um die „Bearbeitung“ eines bereits früher für das Duo Petri/Hannibal komponierten Kammermusikwerkes für Blockflöte und Gitarre, doch gewinnt das Stück in dieser völlig neuen Fassung enorm an Charakterschärfe und Ausdruckskraft, deren atmosphärische Dichte sich im Live-Mitschnitt der Uraufführung aus dem Kopenhagener Tivoli vom Sommer vergangenen Jahres widerspiegelt und sich geradezu magisch überträgt. Anthony Newmans Konzert für Blockflöte, Streicher und Cembalo aus dem Jahr 2016 (hier in einer Version mit begleitendem Streichquartett) erfüllt mit seiner neoklassizistischen Grundhaltung, Zugänglichkeit und Spielfreude alle Voraussetzungen, ein viel gespieltes Werk des Gegenwartsrepertoires zu werden, zumal es besetzungsmäßig ein treffliches Pendant zu barocken Solokonzerten darstellt.