Great Review in Klassik Heute, Germany
April 9, 2025
Ekkehard Pluta
Klassik Heute (DE)
9/9/9
AI Translation
"Yet another Winterreise!"
That was my first reaction when I found this new recording in the mail. But since I wasn’t familiar with the artists involved, curiosity got the better of me, I put the disc on right away. After just two or three tracks, I was completely drawn into the familiar cycle, which, in the interpretation by Danish bass-baritone Jakob Bloch Jespersen and Israeli pianist Sharon Prushansky, sounded strikingly fresh and new in many ways
The Bertsche Fortepiano
This unfamiliar soundscape is primarily due to the instrument used: a fortepiano by Jakob Bertsche from the era of classical Viennese piano building (around 1815), reconstructed two hundred years later by Robert A. Brown. It’s not an exact replica, however, Brown replaced the original veneer (cherry wood instead of walnut) and adjusted the string lengths to suit the modern tuning standard (a1 = 430–440 Hz). A distinctive feature of the Bertsche fortepiano is its six pedals, which modify the instrument’s tone color and can create special effects. In particular, dynamic gradations (e.g., from p to pp to ppp) can be rendered clearly. The instrument’s slender tone, typical of the pre-Romantic sound ideal, suits Schubert’s intentions very well.
Extraordinary Eloquence
Sharon Prushansky proves to be a technically and stylistically accomplished musician who knows how to use the fortepiano’s possibilities with creativity. With remarkable imagination, she conveys the narrative qualities of Schubert’s piano part, going far beyond the many onomatopoeic effects. She shows a special sensitivity for the inner rhythm of each song and of the cycle as a whole, allowing the piano to breathe and sing, while repeatedly delivering sharp, precise accents.
For the singer, this musical eloquence provides the ideal foundation for vocal and dramatic expression. Jakob Bloch Jespersen’s masculine, noble bass-baritone never lapses into self-pity or sentimentality on this Winterreise. His wanderer marches resolutely through the landscape toward an open-ended fate, consistently brushing aside any creeping longing for death.
More than in most recordings I know of the cycle, the collaboration between Prushansky and Jespersen brings not only the changing emotional states of the protagonist into focus but also the powerful imagery of Wilhelm Müller’s poetry, and its transcendent musical realization by Schubert. Ekkehard Pluta, April 9, 2025
Original german text:
„Schon wieder eine Winterreise!“ war meine erste Reaktion, als ich diese neue Aufnahme in der Post fand. Aber da mir die beteiligten Künstler vorher nicht bekannt waren, habe ich die Scheibe aus Neugier doch sofort aufgelegt und geriet nach den ersten zwei bis drei Titeln ganz in den Sog des vertrauten Zyklus, der mir in der Interpretation des dänischen Bassbaritons Jakob Bloch Jespersen und der israelischen Pianistin Sharon Prushansky in vieler Hinsicht ganz neu klang.
Der Bertsche-Flügel
Dieses ungewohnte Klangbild hängt zunächst mit dem eingesetzten Instrument zusammen. Einem Hammerflügel von Jakob Bertsche aus der Zeit des klassischen Wiener Klavierbaus (um 1815), der zweihundert Jahre später von Robert A. Brown rekonstruiert wurde. Es handelt sich dabei allerdings nicht um eine exakte Kopie, denn Brown ersetzte nicht nur die originale Furnierung (Kirsch statt Nuss), sondern passte auch die Saitenlänge an die heute übliche Stimmtonhöhe (a1=Hz 430-440) an. Eine Besonderheit des Bertsche-Flügels sind seine sechs Pedale, die den Klang des Instruments farblich ändern und Spezialeffekte erzeugen können. Insbesondere die dynamischen Abstufungen (etwa von p über pp zu ppp) können deutlich umgesetzt werden. Der für die Epoche (vor der Durchsetzung des romantischen Klangideals) typische schlanke Klang des Instruments kommt den Intentionen Schuberts sehr entgegen.
Außergewöhnliche Eloquenz
In Sharon Prushansky steht hier eine technisch und stilistisch versierte Musikerin zur Verfügung, die mit den Möglichkeiten dieses Flügels kreativ umzugehen weiß. Mit ungewöhnlicher Imaginationskraft vermittelt sie die erzählerischen Qualitäten von Schuberts Klavierpart, weit über die zahlreichen lautmalerischen Effekte hinaus. Sie entwickelt dabei ein besonderes Gespür für den inneren Rhythmus der einzelnen Lieder und des gesamten Zyklus, lässt den Flügel dabei atmen und singen und setzt immer wieder scharfe Akzente. Für den Sänger bietet diese musikalische Eloquenz eine ideale Grundlage stimmlicher und gesangsdarstellerischer Entfaltung. Jakob Bloch Jespersens männlich-edler Bassbariton lässt auf dieser Winterreise an keiner Stelle Selbstmitleid oder gar Larmoyanz aufkommen, sein Wanderer stapft entschlossen durch die Landschaft einem offenen Ende entgegen, wobei aufkommende Todessehnsucht immer wieder entschieden weggewischt wird. Mehr als in den meisten der mir bekannten Aufnahmen des Zyklus kommen im Zusammenwirken von Prushansky und Jespersen neben den wechselnden Seelenstimmungen des Protagonisten auch die starken Bilder der Dichtung Wilhelm Müllers und ihre überhöhende musikalische Umsetzung durch Schubert in den Blick.
Ekkehard Pluta [09.04.2025]