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Alle drei Konzerte sind eigenständig und auf ihre Weise hochinteressant und schön. Klassik.com (Germany)

July 12, 2008

Christian Vitalis. Klassik.com

Ihren Ruf als reines Einsteigerinstrument wird die Blockflöte wohl so schnell nicht los werden, zahlreicher Bemühungen zum Trotz, das Instrument – etwa durch wirkungsvolle Bearbeitungen für Blockflötenensembles oder neue Konzerte – als vollwertiges Mitglied in der Familie der Blasinstrumente zu bestätigen. Vor einiger Zeit habe ich eine Blockflötenplatte besprochen, in deren Booklet der Solist Dan Laurin die allgemein verbreitete These aufgriff, die Blockflöte sei in ihrem Ausdruckspektrum eingeschränkt und käme gegen ein volles Orchester ohnehin nicht an – um sie dann in musikalischer Weise eindrucksvoll zu widerlegen. Das Studium des Texthefts der vorliegenden CD aus dem Hause Our Recordings mit der dänischen Ausnahme-Flötistin Michala Petri hat da ein leichtes Déjà-vu zur Folge: Hier jedoch ist es mit Michael Stucky einer der Komponisten, der offen zugibt, diesem Vorurteil aufgesessen gewesen zu sein und erst nach dem eindrucksvollen Erlebnis eines Konzertes mit Michala Petri umgestimmt wurde – dann aber war er ‚schnell bekehrt’ und hat der bis dahin nicht für sinnvoll erachteten Komposition eines Blockflötenkonzerts sofort zugestimmt.
Klingender Gegenbeweis
Eben dieser Michael Stucky hat sein Konzert ‚Etudes’ genannt – und die drei Sätze tragen dann auch etüdenhafte Titel: ‚Scales’, ‚Glides’ und ‚Arpeggios’. Das Orchester ist eher kammermusikalisch-solistisch besetzt; so ist es schließlich nicht die Solistin allein, die sich mit den geforderten Aufgaben (Tonleitern, Glissandi und gebrochenen Dreiklangsfiguren) herumschlagen muss, sondern sämtliche Instrumente werden in gleichen Maßen an diesem Spiel beteiligt. Es entsteht auf diese Weise eine gleichermaßen geistreiche wie allgemeinverständliche und unterhaltsam andere Art von Konzert, dessen Inhalt sich – in Ergänzung mit der harmonisch unproblematischen Tonsprache – auch denjenigen Musikhörern erschließen sollte, die nicht Mathematik und/oder Tonsatz studiert haben. Noch mehr ‚für das Ohr’ sind die beiden anderen Konzerte geschrieben: Daniel Börtz liefert mit ‚Pipes and Bells’ ein einsätziges Konzertstück, das den nachdenklichen Mittelteil des Programms bildet; die Farben sind gedeckt, die Musik ist von einer gewissen Stille und verbreitet ein Gefühl melancholischer Einsamkeit, wie es beispielsweise den Betrachter eines Sternenhimmels überkommen kann. Die Rufe der Blockflöte am Ende verhallen im Nichts. Packend und ‚süffig’ ist dagegen das effektvolle ‚Northern Concerto’ des Spaniers Joan Albert Amargós, das den größten Orchesterapparat aufbietet und sich teilweise der Unterhaltungsmusik annähert: hier darf die Blockflöte auch einmal etwas ‚Swing’ verbreiten.

Meisterlich
Alle drei Konzerte sind eigenständig und auf ihre Weise hochinteressant und schön. Michala Petri bestätigt ihren herausragenden Ruf – sie beherrscht die Blockflöte meisterlich und zeichnet sich nicht nur durch technische Brillanz und hochvirtuose Beweglichkeit aus, sondern fällt insbesondere durch ihren absolut runden und vom Anblasen bis zum Verhallen vollends beherrschten reinen Ton auf, bei dem es keinerlei Trübungen in Klangfarbe oder Intonation zu beanstanden gibt. Die diversen Stimmungslagen der drei Konzerte werden darüber hinaus sehr einfühlsam herausgearbeitet. Absolut überzeugend! Das vom Chinesen Lan Shui geleitete Danish National Symphony Orchestra ist hochmotiviert bei der Sache und bildet den idealen Begleiter. Ob transparente Klangtupfer wie in Stuckys ‚Etüden’ oder fulminante Klangmassen wie in Amargós’ Konzert, stets überzeugen die Orchestermusiker auf hohem Niveau, und stets bleibt das runde Klangbild aufnahmetechnisch perfekt ausgewogen in der Balance zwischen Solistin und Begleitung; insbesondere der Mehrkanal-Klang der SACD ist sehr gut gelungen und bietet ein hohes Maß an Plastizität. Darüber hinaus ist der Ton in allen Abspielmodi sehr natürlich; die Klangereignisse sind in allen Schichten gut durchhörbar. Das Textheft – das seine Beiträge in englischer wie spanischer Sprache präsentiert – ist nett aufgemacht und auch recht informativ; reizvoll ist der genreübergreifende Aufhänger, das Projekt über ein Gemälde zu erschließen; dieses Bild, das wohl nicht zufällig von einem dänischen Künstler stammt, ist dann auch auf dem Cover abgebildet ist und hat zudem den Titel der Produktion geliefert. Kritik von Christian Vitalis, 13.07.2008

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