5 note review in Pizzicato
January 22, 2024
Pál Körtefa
Upheaval: Henriette Bosmans: Sonate für Cello & Klavier a-Moll; Lili Boulanger: Nocturne; Nadia Boulanger: Drei Stücke; Dora Pejacevic: Sonate für Cello und Klavier op. 35; Janne Fredens, Cello, Sören Rastogi, Klavier; Our Recordings ID 6.220683; Aufnahme 06.2023, Veröffentlichung 19.01.2024 (60'53) – Rezension von Pál Körtefa
Upheaval, also Umbruch oder gar Umsturz, nennen die beiden dänischen Interpreten ihr Programm aus den ersten Jahrzehnten des zwanzigsten Jahrhunderts. Politisch betrachtet war es der Erste Weltkrieg, der sich mit diesem Begriff verbinden lässt. In Bezug auf die Musik sind es die vier Komponistinnen, die in ihrer Zeit für große Aufmerksamkeit sorgten.
Die Cellosonate von Bosmans zeigt sich in ihren vier Sätzen architektonisch eindrucksvoll. Stilistisch bietet das Werk Anklänge an Brahms und Franck sowie den Impressionismus. Die lyrisch angelegte Sonate von Dora Pejacevic ist mit ihrer spätromantischen Gestalt nicht so weit entfernt. Ebenfalls in vier Sätzen und mit 30 Minuten noch deutlich länger als die vorhergehende Sonate kann man hier Einflüsse Brahms und Dvorak heraushören.
Von Lili Boulanger ist nur das Nocturne, ursprünglich für Flöte und Klavier, zu hören, das eine Natur-Darstellung im impressionistischen Stil mit unverwechselbarer Eigenart darstellt. In den drei Stücken spannt Nadja Boulanger den Bogen vom französischen Impressionismus zu abstrakteren Strukturen, wie sie später in Frankreich bei Messiaen und Boulez auftauchen.
Trotz der Qualitäten sowohl der Komponistinnen wie auch der Stücke handelt es sich um wenig bekanntes Repertoire, das hier in höchst gelungenen Interpretationen gehoben wird. Das Ehe- und Künstlerpaar Janne Fredens und Søren Rastogi widmet dieser Einspielung volle Aufmerksamkeit. Als aktive Solisten und Dozenten haben sie die Voraussetzungen, um diese Werke mit ihren eigenen interpretatorischen Vorstellungen zu gestalten, was ihnen auch sehr ansprechend gelingt. Mit einem jungen Cello und einem Bechstein Concert Grand nutzen sie Instrumente, die zwar klanglich intensive Momente, aber vor allem Feinheiten der Gestaltung in den ausdrucksvollen Passagen erlauben. Viele Nuancen in den Interpretationen machen diese Aufnahmen zu einer sehr reizvollen Zusammenstellung. Auch wenn man einen nordisch klaren Grundtenor hören mag, so entwickeln sie doch die Musik mit Wärme und Gestenreichtum.
Zusammen mit dem bildreichen, aber auch textlich informativen Heft und der noch nicht zu voluminösen, ansonsten gut abgestimmten Tontechnik liegt hier ein empfehlenswertes Album vor, das Entdeckungen ermöglicht und die beiden Sonaten erstmals vereint präsentiert.
AI Translation:
Upheaval, also upheaval or even overthrow, is what the two Danish interpreters call their program from the first decades of the twentieth century. Politically, it was the First World War that can be associated with this term. In terms of music, it is the four female composers who garnered great attention in their time.
The cello sonata by Bosmans is architecturally impressive in its four movements. Stylistically, the work echoes Brahms and Franck, as well as Impressionism. The lyrically conceived sonata by Dora Pejacevic, with its late Romantic form, is not so distant. Also in four movements and significantly longer at 30 minutes than the previous sonata, one can hear influences of Brahms and Dvorak.
Only the Nocturne by Lili Boulanger, originally for flute and piano, is heard, portraying a nature scene in the Impressionist style with distinctive character. In the three pieces, Nadja Boulanger spans from French Impressionism to more abstract structures, as later seen in France with Messiaen and Boulez.
Despite the qualities of both the composers and the pieces, it is relatively unknown repertoire that is elevated here in highly successful interpretations. The married couple Janne Fredens and Søren Rastogi dedicate full attention to this recording. As active soloists and educators, they have the qualifications to shape these works with their own interpretative ideas, which they do very effectively. With a young cello and a Bechstein Concert Grand, they use instruments that allow not only intense moments of sound but especially subtleties in the expressive passages. Many nuances in the interpretations make these recordings a very enticing compilation. Although one may hear a Nordic clear undertone, they develop the music with warmth and richness of gestures.
Together with the richly illustrated but also textually informative booklet and the not overly voluminous yet well-balanced sound engineering, this is a recommendable album that allows for discoveries and presents the two sonatas together for the first time.